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Frühlingsausstellung 2022 - Rudi Hörschläger

Vernissage Rudi Hörschläger am 20.03.2022

Was macht einen Drucker zum Meisterdrucker?
 

Er muss mit allen Ätzflüssigkeiten gewaschen und mit Aquatintastaub bedeckt sein, die feinen Unterschiede des Plattenmaterials erkennen, beim Auswischen, im wahrsten Sinne des Wortes, Fingerspitzengefühl beweisen, die richtige Wahl der Papiergrammatur finden und Vieles mehr. Diese handwerklichen Voraussetzungen sind bei Rudi Hörschläger in Perfektion gegeben. Er hat sich diese in den Lehrjahren beim legendären, unvergessenen Alfred Billy erworben.

Es bedarf für eine wahre Meisterschaft weiterer Eigenschaften, die Rudi auszeichnen: Ermöglicher, Experimentator, künstlerischer Geburtshelfer, Mahner, Antreiber und im besten Fall Symbiont mit den Künstler*innen.

Rudi Hörschläger hat seine Druckkunst den Studierenden an der Kunstuniversität Linz und der Angewandten in Wien in vielen Jahren weitergegeben. Damit hat er ein Kulturgut, welches die UNESCO in das immaterielle Kulturerbe (Manueller Bilddruck) aufgenommen hat, als künstlerische Tätigkeit in schwierigen Zeiten der öffentlichen Wahrnehmung hochgehalten, und mit allen Platten, Walzen und Steinen verteidigt.  Schlamperei im Umgang mit der Druckkunst war und ist ihm ein Gräuel, die er nicht toleriert, wenn der künstlerische Anspruch dadurch in Gefahr kommen könnte.

Rudi hat nie einen Unterschied gemacht, ob es renommierteste Künstler*innen oder amateurhafte Anfänger*innen waren, die seine Fertigkeiten und Erfahrungen in Anspruch genommen haben. Die Akribie, das Beste aus der Platte herauszuholen, war und ist sein Credo. Das Erspüren der künstlerischen Absicht und diese auf das Papier zu bringen, hat in seiner Werkstatt in Wallsee großartige druckgraphische Ergebnisse hervorgebracht, die zum Besten gehören, was diese Kunst auszeichnet.

Stellvertretend dafür möchte ich drei Künstler*innen erwähnen, welche meine Begeisterung und Liebe zur Graphik nachhaltig geprägt und befeuert haben und es immer noch tun.

Der besessene Berserker, oder der berserkende Besessene Othmar Zechyr, der grandioseste Zeichner und Graphiker nach Brosch und Kubin. Es war sicher nicht immer ganz einfach, wenn Othmar Zechyr bei Rudi Hörschläger zu Gast war, und diesem seine unvergleichlichen Arbeiten zum Drucken überantwortete. Mit diesen Werken wurden Ikonen der österreichischen Graphik geschaffen, die bis zum heutigen Tag Wirkmächtigkeit haben und Begeisterung in der verständigen Kunstwelt hervorrufen.

Helmut Swoboda, der sanfte Riese aus Amstetten, der die atmosphärischen Erscheinungen der Natur nicht nur in seinen großformatigen Gemälden, sondern ebenfalls in seinem graphischen Werk eindrucksvoll zum bildnerischen Leben erweckt- sei es mit karger, kalter Nadel, Ätzradierung oder malerischer Carborundum Bildfindung.

Therese Eisenmann, die ich hier herzlich begrüßen darf. Ihre riesenhaften Formate, die allein schon eine körperliche Herausforderung sie zu bearbeiten und druckfertig zu machen, darstellen. Therese Eisenmann zeigt uns die Natur wesenhaft und führt uns in ihren Bildern durch Raum und Zeit.  Dort, wo die Natur noch hörbare Stimme und Antwort geben kann, bevor wir mit der kalt angewandten Vernunft uns dieser Fähigkeiten beraubt haben, und uns die Natur und ihre Geschöpfe zum reinen Zweck unterworfen haben.

Mit allen drei der Künstler*innen ist Rudi Hörschläger eine künstlerische, druckgraphische Symbiose eingegangen.

Er hat damit direkten Anteil an ihrem „auf die Welt kommen“.  Ohne Rudi Hörschläger kein Faszinosum bei Druckgraphiken von Zechyr, Swoboda und Eisenmann. Das ist Meisterdrucken in Vollendung.

Das Brennen für die graphischen Künste glüht und blitzt immer noch in der Werkstatt Wallsee und bei den Radierkursen im Scheinhaus/Druckwerkstatt Gaspoltshofen, wo Rudi seit vielen Jahren der Lehr- und Zuchtmeister für die druckhungrigen Kursteilnehmer*innen ist, und hoffentlich noch lange sein wird. Die österreichische Kunstlandschaft und viele Künstler*innen sind dem Meisterdrucker zu großer Dankbarkeit verpflichtet. Doch auch wir, die Liebhaber und Kunstbegeisterten, zollen ihm unseren Respekt für den unermüdlichen Einsatz zum künstlerischen Hochhalten der Graphik in all ihren Erscheinungsformen. Rudi Hörschläger hat in vielen Menschen das Feuer für diese Künste entfacht und damit den „manuellen Bilddruck“ als unverzichtbaren Teil der bildnerischen Kunst gefestigt.

Danke auch an den Hausherrn Karl Muhr, der seine für Ausstellungen so geeigneten Räume zur Verfügung stellt, und so als kultureller „Nahversorger“ der zeitgenössischen Kunst, abseits der Metropolen, ihren Anspruch auf das Gesehen und das Erlebt werden ermöglicht.

Lieber Rudi, wir sagen DANKE für dein Wirken über die vielen Jahre, denen noch mehr folgen sollen.


Peter Huemer,
20.03.2022

 

Frühlingsausstellung 2022 - Rudi Hörschläger
Frühlingsausstellung 2022 - Rudi Hörschläger
Frühlingsausstellung 2022 - Rudi Hörschläger