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Alois - Bauer - Christine

Vernisage Christine und Alois Bauer am Hollengut 21. Juli 2019

Alois Bauer, freischaffender Künstler im Bereich Schmuck und Skulptur und Christine Bauer, Malerin und Objektkünstlerin stellten ihre Werke im Juli 2019 im Hollengut aus.
Die feierliche Eröffnung mit Franz Froschauer (Schauspieler und Vorleser) fand am 21. Juli 2019 statt, die Einführung machte Dr. Martina Gelsinger (Kunsthistorikerin).
Ein gelungenes Fest mit vielen netten Menschen und guten Gesprächen.

 

Eröffnungsrede von Herrn Franz Froschauer

Wozu mag das wohl gut sein…?

Ein gelernter Tischlermeister, zwischenzeitlicher Würstelstand – Vinotheken – und Cateringbetreiber, der als Lebens- und Sozialberater in Ausbildung, ebenso als gelernter Unternehmensberater systemisch Menschen aufstellt, NLP Master und Partner der ifub ist, ruft einen Schauspieler an, in diesem Falle mich, und fragt, ob ich die Bauer-Ausstellung eröffnen möchte, weil es für ihn momentan die österreichische politische Situation unmöglich macht, Politiker Ausstellungen eröffnen zu lassen… ich, darauf bezieht er sich, ja ohnehin in der Nähe wohne und es einfach einmal ja auch gut passen könnte, er mich ja ohnehin schon öfters im Auge hatte, obwohl, na ja, Honorar hätte er leider keines dafür… – kurze Pause – ich überlege… denke nach… doch da ich die Christine Bauer schon längere Zeit kenne und schätze…sage ich dem heutigen Gastgeber KARL MUHR zu.

Und darum stehe ich nun hier vor Euch bzw. vor Ihnen – HIER Im Hollengut – Seminare.Genuss.Kunst.

…im wahrhaft ländlichen Raum, wo besagter Karl Muhr, wie er mir mitteilte, seit längerem schon Künstlerinnen und Künstlern diese, seine weißen Flächen bzw. diese von altem und tlw. neuem Mauerwerk begrenzten Lufträume überlässt, um die vormalige Ruhe dieser Flächen bzw. dieser Lufträume zu stören und sowohl dieses als auch jenes ruft, wie ich vermute, wie fast immer, beim sogenannten, hier ansässigen „allgemeinen, normalen, ländlich konservativen Volk“ eher Verwirrung hervor, nachdem, wie wir ja wissen, der „PROPHET IM EIGENEN LANDE…“ und so weiter, und so weiter…

Wozu mag wohl das darauffolgende Zeremoniell gut sein?

Auf ein digitales, schriftliches, oder auch mündlich erteiltes Kommando strömen Menschen zusammen... Einzelne begrüßen einander, herzlich, höflich, oder kühl, freudig oder distanziert, sie kommen aus näherer oder fernerer Umgebung, sind kunstaffin oder auch nicht so sehr, kennen sich im Regelfalle, meistens jedoch sind aber auch ein paar „Außerirdische“ dabei… wenige fühlen sich verpflichtet zu kommen, andere tun dies aus Verbundenheit, wieder andere kommen einfach aus Neugier. Sie haben einander einiges zu erzählen, laut oder leise, verlagern das Gewicht von einem Bein auf das andere, vom anderen wieder auf das eine... an diesem Sonntagvormittag, sonnenbeschienen oder regenverhangen oder wie auch immer im Sommermonat Juli 2019, dem 21. …

Nicht selten träte jetzt, wie sonst immer üblich, der greifbar höchste gewählte Volksvertreter der Umgebung auf den Plan, um diese Ausstellung begrüßungshungrig und wortreich zu eröffnen – doch wie ich eingangs schon erwähnte, hat sich das zumindest für heute aus erklärtem Grunde erledigt. Und dann kommt in der Regel auch noch eine oder ein sogenannter „Kunstsachverständiger“ (was für ein grausliches Wort, schönen guten Morgen, Frau Gelsinger) um den Anwesenden in möglichst komplizierten oder auch nichtkomplizierten Worten die aufgehängten oder luftraumfüllenden Objekte in „ihrer besonderen Sprache“ zu erklären, was, weil es ja meist eine „Art Geheimsprache“ ist, man oder frau selten zur Gänze erfassen können, oder wollen oder wie auch immer… obgleich ich nicht verhehlen möchte, das eine Kunsthistorikerin, wie Martina Gelsinger, wir hatten ja bei Anstoß Gruber im April dieses Jahres an der PH Linz schon Kontakt, uns diese aufgehängten bzw. luftraumumfüllenden Bauer-Kunstwerke, in zugänglicher Sprache, Ausdrucksweise und Form näherbringen wird.

Der Paul Jaeg wird uns mit seiner Musik ebenso verwirren (bzw. hat uns schon verwirrt), anstacheln und wie ich weiß, und auch selber schon erleben durfte, zu unbekannten oder zumindest ungewohnten Ufern seiner musikalischen Interpretation führen…

Später gehen sowohl die einen, als auch die anderen diese Räume und Wände ab, schauen auf die Bilder und Skulpturen, versuchen sie zu erfassen und zu verstehen, sie in Einklang mit sich selbst und dem eben fachfraulich gehörten zu bringen… wie es halt so üblich ist.  
Nehmen die aufgelegten Kataloge und Preislisten in Augenschein, beäugen und überlegen ob es in die eigenen vier Wände passen könnte, oder in die des Büros, der Praxis, oder der sonstigen privaten oder arbeitsumfluteten Räume… welche Wand eben, oder welcher Platz dafür in Frage käme, was denn der jeweilige Partner dazu meinen könnte und ob es leistbar erscheint, aber vor allem den berühmten Benefit hat, den man ja haben will, man oder frau entscheiden… und die Künstler und Galeristen frohlocken in der Regel, oder auch nicht, kleben ein farbiges Pickerl, welches den Verkauf dokumentieren soll, an den Rahmen und der Sache ist genüge getan. Meist gibt es auch noch ein paar Häppchen und in der Regel Wein, weiß und rot, oder auch mal ein Glas Bier oder hierzulande auch Most, Wasser sowieso, und wenn dann der allgemeine Aufbruch erfolgt, wird es an den Flächen und umbauten Lufträumen wieder genau so still, wie es zuvor war und bis zum neuerlichen Zusammenströmen aus anderem, aber doch gleichgeartetem Anlass auch wieder sein wird.
  Und nachher, in vielleicht noch entspannterer Atmosphäre, im kleineren Kreis, mit einigen Achterln des kredenzten Weines und unter dem Genuss der feilgebotenen Häppchen habe ich dann auch schon Sätze gehört wie: „Sehr beeindruckend, aber ich hab leider keinen Platz dafür? Schön, aber für mich zu teuer! Die hehre Kritik fand das gut, ich kann beim besten Willen nichts damit anfangen! Diese Abstraktion von Realität konnte mich nicht erreichen. X oder Y haben mich damals mehr beeindruckt!“

Ich frage noch immer wozu das gut ist, doch glaubt mir, es ist gut, wenn nicht / Mann und Frau verzeihen mir dieses Pathos / LEBENSNOTWENDIG.

Ich zitiere Martin Grubinger in seiner heutigen Kolumne in der, ja sie hören richtig, SONNTAGSKRONE: „Die Kunst öffnet uns den Blick und schärft in uns die Sinne wofür uns noch die Worte fehlen. Sie ist der Indikator in die Zukunft und zeigt zugleich auf, wie eine bessere Welt aussehen könnte. Sie lässt uns träumen – sie entfaltet in uns ungeahnte Kräfte und balsamiert gleichzeitig die Seele.“

Gerade auch in Zeiten wie diesen, sage ich. Wo der Kommerzkunstwahn, im LUTZ, LEINER, IKEA und „MÖBELIX KOST FAST NIX STIL“ den üblichen Bildzugang fast ausschließlich den Farbgegebenheiten der Wohnzimmer-, Küchen-, oder Badezimmereinrichtung unterordnet. Wo meistens Teilakte und sinnhafte Sprüche die Wände und deren Insassen vergewaltigen, da das Erfassen des Inhalts ausschließlich hanebüchen ins Gesicht springt. Und das dargestellte so eindeutig herausspringt, dass es einen schaudert. Wo die digitalen Bildnisse der Smartphones unseren optisch bildnerischen Tagesrythmus bestimmen. Wo wir zunehmend aufgehört haben uns mit Sinneseindrücken auseinanderzusetzen, die ohne elektrischen Strom auskommen und altmodisch analogen Gegebenheiten folgen. Dieses, nennen wir es so, SITTENBILD über die bildnerische, aber auch sich fortsetzend in der musikalischen „Andreas Gabalier’schen“ und darstellenden „kommerzialisierten oberflächlichen Operetten- und Kabaretterschlagungskunst“, spiegelt auch das SITTENBILD der Gesellschaft die uns umgibt: Wo Liederbücher gefunden werden, “die die siebte Millon fordern”, wo Identitäre sich in Villen zusammenrotten, und ein sich “Odin” nennender “Endsieg-Maler” fast im Kulturbeirat dieses, unseres Landes gesessen hätte. Wo ein “Rattengedicht“ möglich ist und der IBIZA - Videobeweis die politische Vision und Gedankenwelt einer Regierungspartei beschrieb, die - jetzt erst recht - wiedergewählt wurde und sicherlich wieder und wieder gewählt werden wird.

Und was dem KARL MUHR ja zum Telefonieren motivierte. Und er mir dadurch die Möglichkeit gibt, zu Ihnen sprechen zu dürfen.

JA, DIE KUNST IST LEBENSNOTWENDIG!

Und zwar für die aufnahmebereiten Registrierer des Neuen ist der Vorgang des Wändevollhängens und Räumevollstellens gut. Für all jene, die das Abenteuer des Überraschtwerdens lieben, für jene, die es lieben sich zu freuen an der Vielfalt der möglichen Auseinandersetzung mit Form und Fläche, mit Umriss und Raum, mit der Behandlung, der Reduktion, der Negierung, der Erweiterung von Formsprache.

Für all jene ist es gut, die sich die Neugier bewahrt haben, sich auf ein Bild oder eine Skulptur einzulassen und nun – losgelöst von allzu akademisch wissenschaftlicher Kunstbeschreibung – imstande sind, zu spüren, was mit ihnen während der Betrachtung eines Bildes oder einer Skulptur geschieht und welche Assoziationen bei ihnen in Gang gesetzt werden. Nicht nur das Auge nimmt wahr, nein auch das Herz, der Geist, der Körper. Was macht ein Bild oder eine Skulptur mit mir. Wie beschäftigt es/sie mich. Wie gehe ich in die Ausstellung hinein? Und vor allem: Wie komme ich aus ihr heraus?

Freut euch am unendlichen Variationsspiel, das manchmal gerade bis zum Sinnlosen getrieben wird und dadurch wieder Sinn macht. Zweckgebunden ist vieles auf unserer Welt, die Kunst erhebt den Anspruch vom Zweckgebundensein losgelöst zu existieren. Also freut euch am Farbenspiel, an den Eindrücken und vor allem an der Gewalt der Bild- und Formensprache, die euch die Bilder von CHRISTINE und die Skulpturen von ALOIS BAUER - vermitteln.

Gefühle sind immer sehr schwer, wenn überhaupt zu beschreiben, doch öffnet eure Augen, eure Ohren und vor allem eure Herzen und lasst es zu, dass sie sich öffnen können! Und vor allem:

Geht weiterhin zu Vernissagen, zu Lesungen, ins Kino, ins Theater, in die Oper oder ins Konzert, Menschen. Auch um zu klatschen, zu tratschen, zu loben oder sich zu entsetzen, über das, was man euch an die Wände, auf die Leinwand, ins Auge, an die Ohren und an die weiteren Sinne serviert. Regt auch andere dazu an. Seht und lasst euch sehen, denn Kunst-Ereignisse sind ein Teil des Gemeinschaftslebens, ein Stückchen Kommunikation, ein Stückchen Weltsicht.

Diese Fähigkeit der Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur, dieses sich daran reiben, das genießen, das verachten, das unterscheidet uns von allen anderen Lebewesen auf dieser Erde.

Dies alles ist aber nur möglich, wenn eine Gesellschaft als Gemeinschaft sich KUNST und KULTUR leisten will und wenn die Repräsentanten dieser Gemeinschaft zu dieser Kunst und Kulturarbeit stehen und sie unterstützen. Denn sie gehört unterstützt, weil sie leider noch immer ein Minderheitenprogramm ist!

Die Güte einer Gesellschaft richtet sich nicht nur danach, wie sie mit den schwächsten dieser Gesellschaft umgeht, sondern auch danach, wie sie Kunst und Kultur, hegt, pflegt und in dieser Gesellschaft möglich macht.

Ich wünsche den vielen Künstlern auf der Welt viele kreative Stunden und vor allem die Kraft, den Augenblick und auch die materielle Möglichkeit diese Kreativität umsetzen zu können, ich wünsche ihnen Menschen, die sich mit dem Geschaffenen auseinandersetzen wollen, auseinandersetzen können und auseinandersetzen werden

Also Menschen, lasst euch zwingen, aus den geistigen Trampelpfaden auszuscheren und eigene Erkenntniswege zu suchen. Denn das will die Kunst, die da hängt, lehnt oder steht, die da bildlich vor euch abläuft oder ans Ohr dringt, die angeblich gute oder auch die angeblich schlechte, euch herausfordern zur eigenen Meinungsbildung, und sei’s durch Provokation.

Also, lasst euch provozieren Menschen, das ist gesund.

Die Ausstellung ist hiermit eröffnet